Die neue Normalität auf der Überholspur: Wie Chinas Auto-Giganten den DACH-Raum erobern

2025 ist das Jahr, in dem chinesische E-Autos im europäischen Straßenbild angekommen sind.

Wer heute, im Winter 2025, über die A8 von München nach Salzburg fährt oder im Zürcher Berufsverkehr steckt, dem fällt auf: Das Straßenbild hat sich gewandelt. Zwischen den vertrauten Emblemen von VW, BMW und Mercedes blitzen immer häufiger neue Logos auf. Ein stilisierter Delfin, drei Buchstaben in Silber (BYD), oder futuristische Lichtsignaturen von Nio. Was vor fünf Jahren noch als „Welle aus Fernost“ prophezeit wurde, ist längst Realität. Die chinesischen Hersteller haben den Sprung geschafft – nicht nur mit Masse, sondern mit erschreckend guter Klasse.

Die Neuen: Gekommen, um zu bleiben

Lange Zeit galt die Sorge der Qualität („Spaltmaße“) und der Sicherheit. Diese Zeiten sind vorbei. Die Euro-NCAP-Crashtests der letzten Jahre waren ein Triumphzug für die chinesischen Ingenieure. Im DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) haben sich besonders drei Konzerne festgebissen.

1. BYD – Der neue Volkswagen?

Build Your Dreams (BYD) ist 2025 unbestritten der Platzhirsch unter den Importeuren. Mit einer vertikalen Integration, die selbst Tesla neidisch macht (sie bauen alles selbst, vom Chip bis zur Batterie), diktieren sie oft den Preis.

  • Der Bestseller 2025: Der BYD Seal. Als direkter Konkurrent zum Tesla Model 3 hat er sich in Firmenflotten etabliert.
  • Der Volks-Stromer: Der BYD Dolphin. Ein kompaktes Hatchback, das preislich dort ansetzt, wo europäische Hersteller noch immer Mühe haben: unter 30.000 Euro bei ordentlicher Reichweite.

2. MG Motor – Der britische Wolf im chinesischen Pelz

Unter dem Dach von SAIC Motor hat MG (ehemals Morris Garages) die Nostalgie-Karte perfekt ausgespielt, liefert aber knallharte Preis-Leistung. Der MG4 ist mittlerweile so allgegenwärtig wie früher ein Opel Astra.

3. Geelys Galaxis (Zeekr, Polestar, Smart)

Der Geely-Konzern spielt ein cleveres Spiel. Mit Volvo und Polestar bedienen sie den skandinavischen Geschmack, mit Smart (Joint Venture mit Mercedes) den urbanen Lifestyle und mit Zeekr den Premium-Tech-Markt. Besonders der Zeekr 001 und der neuere Zeekr X haben 2025 viele Audi- und BMW-Fahrer abgeworben.

Marktübersicht 2025: Modelle, Daten & Preise

Im Folgenden ein Auszug der relevantesten Modelle, die aktuell (Stand Ende 2025) in Deutschland, Österreich und der Schweiz verfügbar sind. (Hinweis: Preise sind Richtwerte für den deutschen Markt inkl. MwSt., in AT/CH können diese durch NoVA oder Importzölle variieren).

MarkeModellSegmentLeistung (kW / PS)Batterie / Reichweite (WLTP)Preis (ca. ab)
BYDSealMittelklasse-Limousine230 kW (313 PS)82 kWh / 570 km42.900 €
MGMG4 ElectricKompaktklasse150 kW (204 PS)64 kWh / 450 km32.500 €
NIOEL6Premium SUV360 kW (489 PS)75/100 kWh / bis 529 km54.000 € (zzgl. Akku-Miete)
XiaomiSU7Sport-Limousine220 kW (299 PS)73,6 kWh / 668 km (CLTC*)49.900 €
ZeekrXCrossover200 kW (272 PS)66 kWh / 440 km39.500 €
XPengG9Luxus SUV230 kW (313 PS)98 kWh / 570 km59.900 €

Anmerkung: Der Xiaomi SU7 schlug Anfang 2025 ein wie eine Bombe. Das „Smartphone auf Rädern“ integriert sich nahtlos in das Xiaomi-Heimelektronik-Ökosystem und zielt auf eine junge, technikaffine Zielgruppe.

Technik-Check: Wo China die Nase vorn hat

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  1. Batterietechnologie: BYD’s Blade Battery (LFP-Chemie) gilt als extrem sicher und langlebig. Auch 2025 setzen viele Europäer diese Akkus zu, bauen sie aber nicht selbst.
  2. Software & Infotainment: Während traditionelle Hersteller oft noch mit Menüstrukturen kämpfen, fühlen sich Autos von NIO oder XPeng an wie rollende iPads. Sprachassistenten (wie NOMI bei NIO) funktionieren tadellos.
  3. Ladegeschwindigkeit: Die 800-Volt-Architektur, früher ein Porsche-Alleinstellungsmerkmal, ist bei XPeng und Zeekr im Jahr 2025 fast Standard in der Mittelklasse. Das bedeutet: 10 bis 80 % Ladung in unter 20 Minuten.

Der Ausblick: Was erwartet uns 2026?

Der Markt ruht nicht. Für das kommende Jahr zeichnen sich zwei klare Trends ab: Der Kampf um den Kleinwagen und der Einzug der Feststoffbatterie.

Die „City-Car“ Offensive

Bisher lag der Fokus auf SUVs und Limousinen. Für 2026 planen mehrere Hersteller den Angriff auf den VW ID.Polo und den Renault 5.

  • BYD Seagull (Europa-Version): Wird voraussichtlich als „Dolphin Mini“ kommen. Erwarteter Preis: Unter 20.000 €.
  • NIO „Firefly“: Die neue Submarke von NIO soll 2026 starten und Premium-Feeling in die Kompaktklasse (Golf-Größe) bringen, allerdings ohne das teure Batteriewechselsystem, um Kosten zu sparen.

Feststoffbatterie (Solid State)

Lange versprochen, 2026 in ersten Serienmodellen erwartet. SAIC (MG) und NIO (im ET9) haben angekündigt, Batterien mit über 1.000 km Reichweite und extremen Laderaten auf den Markt zu bringen. Zunächst teuer, aber ein Gamechanger für die Langstrecke.

Konsolidierung

Nicht alle haben es geschafft. Marken wie Aiways oder HiPhi hatten es schwer, im harten Verdrängungswettbewerb Fuß zu fassen. 2026 wird das Jahr der Konsolidierung – die Starken (BYD, Geely, SAIC) werden ihre Marktanteile im DACH-Raum weiter ausbauen, während Nischenanbieter verschwinden oder aufgekauft werden.

Fazit

Die chinesischen Hersteller sind im Jahr 2025 keine „billige Alternative“ mehr, sondern ernstzunehmende Technologie-Treiber. Sie haben den DACH-Raum mit Innovation, aggressiver Preispolitik und mittlerweile auch angepasstem Design erobert. Für den Verbraucher ist das die beste Nachricht: Der Konkurrenzdruck zwingt auch die europäischen Platzhirsche zu besseren Preisen und schnelleren Innovationen.

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